Popkultur und Magie

Ich kann nicht umhin, immer wieder amüsiert zu schmunzeln, wenn mich Seminarteilnehmer und Klienten ungläubig anschauen, nachdem ich erzählt habe, daß ich auf Science Fiction, Horrorfilme und Comics stehe. Da gibt’s dann gerne ein empörtes Naserümpfen – immerhin sei ich doch so was wie ein spiritueller Lehrer und da beschäftige man sich doch nicht mit so trivialen Dingen aus dem Bodensatz der Gesellschaft, mit diesem Schmutz und Schund …! Ich schmunzle, weil sich mit dieser esoterischen Selbstgefälligkeit alle gutgemeinten Vorsätze jener Menschen, nicht mehr zu verurteilen, sogleich in Luft auflösen; aber ich find’s auch schade, daß sich jene, die von ihrem hohen Roß aus auf die „Niederungen“ der Popkultur schauen, nicht mal die Mühe machen, zu überprüfen, ob ihre vorgefaßten Meinungen auch stimmen.

Könnte vielleicht auch von Diözesanbischof Küng stammen (der seine Anhänger dazu aufrief, für die Seelen der Teilnehmer eines Metalfestivals zu beten): fundamentalistische und alles über einen Kamm scherende Liste über Aktivitäten und Szenen, die dämonischer Besessenheit Tür und Tor öffnen sollen.

Meiner Ansicht nach hat nämlich die Popkultur mehr subversives Potential, das Bewußtsein der Menschen zu verändern, als viele der verzückten Aufrufe von Lichtarbeitern zu gemeinsamen Aufstiegs-Meditationen an bestimmten Zeitpunkten. Denkt nur mal daran, wie zur Zeit etwa das Motiv paralleler Welten ins Massenbewußtsein sickert: Filme wie Inception oder Sliding Doors, Serien wie Fringe, Life on Mars und dessen Spin-Off Ashes to Ashes oder Once Upon a Time, Bücher wie Terry Pratchetts und Stephen Baxters The Long Earth oder Graphic Novels wie Daytripper – um nur wenige Beispiele zu nennen – vermitteln den Rezipienten gleichsam nebenbei, ohne erhobenen Zeigefinger, eine neue mögliche Perspektive auf die Realität. Mystery und Science Fiction erweitern eben das Denken! Und damit bewegen sie vermutlich mehr in vielen Menschen, und zwar schneller und selbstverständlicher, als alle heiligen Texte und ehrwürdigen Berichte von Schamanen. Soweit ich weiß, haben wir es schließlich nicht irgendwelchen altväterlichen Gelehrten zu verdanken, daß die Idee eines Multiversums der Öffentlichkeit nahegebracht wurde, sondern dem vielfach geschmähten Comicverlag DC:

Klick für Quelle!

Wer sich eingehender damit beschäftigen will, dem kann ich übrigens nur eindringlich Grant Morrisons (seines Zeichens praktizierender Chaosmagier) fantastisches Supergods: What Masked Vigilantes, Miraculous Mutants, and a Sun God from Smallville Can Teach Us About Being Human ans Herz legen – eine blitzgescheite mythologische Analyse der Superhelden und deren Wirkung auf die Menschheit. Mein eigener kleiner Beitrag zur Popkultur ist das Konzept eines fiktionalen Universums namens PANTHERION. Da geht es nicht nur um Parallelwelten, sondern auch um Präastronautik, Mind Control, UFO-Entführungen … und um Magie!

Die hohe Schule, wenn es um die Verflechtungen von Popkultur, Paranormalem, Phantastik und deren wechselseitige Einflüsse aufeinander und auf das Weltgeschehen geht, ist jedoch das Werk des hochgeschätzten Religionswissenschaftlers Jeffrey J. Kripal: Sein Mutants and Mystics. Science Fiction, Superhero Comics, and the Paranormal ist das wichtigste, schönste und magischste Sachbuch, das mir in den letzten Jahren untergekommen ist. Wie Jeff in einem gemeinsamen Interview erzählt, bekommt er viel Feedback dahingehend, daß dieses Buch nicht nur etliche Aha-Momente bei seinen Lesern ausgelöst, sondern darüber hinaus auch noch direkt „etwas mit ihnen gemacht“ hat – Lesen als initiatisches Erlebnis also.

Nehmet und leset davon!

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