Von Kristall-Klischees und Aura-Farben

Irgendwann hab ich aufgehört mitzuzählen, wie oft ich danach gefragt werde, was denn nun dieser oder jener (Halb-)Edelstein bewirkt oder auf welches Chakra man ihn legen sollte … – als ob man für ein beliebiges Wehwehchen nur einen bestimmten Stein verwenden müßte und alles wäre wieder in Ordnung! Die Idee, einen Kristall auf diese Weise im Prinzip zu benutzen wie ein herkömmliches Medikament, scheint mir unreflektiert von der mechanistischen Sichtweise des herrschenden Paradigmas auf alternative Methoden übertragen worden zu sein. Meine Antwort auf solche Fragen ist übrigens, daß sie meiner Erfahrung nach ihre Kraft u. A. aus dem Boden bekommen, in dem sie wachsen. Das heißt, ein Kristall aus Brasilien hat grundsätzlich schon einmal eine völlig andere Ausstrahlung als einer aus Namibia oder einer aus den Alpen. Darüber hinaus sind Kristalle für mich auch Lebewesen mit individuellen Eigenschaften. Zu behaupten, ein Kristall sei für dieses und jenes gut, ist so ähnlich wie festzustellen (um eine Mentorin von mir zu zitieren), daß jeder, der ein gelbes Hemd anhat, ein Mitarbeiter der Post sein muß.

Einer meiner mineralischen Freunde

Dabei will ich gar nicht ausschließen, daß etwa durch den Glauben, Bernstein sei gut für zahnende Kleinkinder oder Rosenquarz würde die Strahlung des Computerbildschirms neutralisieren, entsprechende morphische Felder entstehen, die dann auch genau solche Glaubensvorstellungen wiederum stützen … ich will halt nur selber nicht glauben, sondern, soweit es mir möglich ist, verstehen und wissen.

Ein ähnliches Beispiel sind da die Aurafarben: In jedem Buch zum Thema findet sich eine Tabelle darüber – und wenn die Bücher nicht sowieso voneinander abgeschrieben wurden, steht in jeder Tabelle etwas anderes. Wahrscheinlich hat der jeweilige Autor sogar überprüft, was welche Farbe an welcher Stelle zu sagen hat … aber das heißt nur, daß die Farben das für ihn bedeuten und noch lange nicht, daß es für alle gelten muß. Meiner Meinung nach kommt man nicht umhin, selbst nachzuforschen, was Farben, Linien, Muster und Symbole in der Aura für einen selbst bedeuten; wobei hier das Gleiche gilt wie in der Kreativität: Laß das bequem Vorhersehbare und allzu Verläßliche, die gängigen Klischees und pauschalen Urteile beiseite – und sieh wirklich für Dich selbst!

Body/Mind As A Vibratory Field Of Energy des visionären Künstlers Alex Grey

Ja, das ist wiedermal ein Aufruf zur Selbstermächtigung. Und mir ist klar, daß der vielen von der LuL(Licht und Liebe)-Fraktion nicht gefällt. Ihr wißt schon, das sind jene Esoteriker mit rosaroter Brille, die gerne mal andere dafür kritisieren, daß sie Fleisch essen, selbst aber teure Lederschuhe tragen. Oder die Delfine als so wunderbar spirituelle Wesen ansehen, aber ignorieren, daß es Raubtiere sind, die ihre Beute aktiv jagen. Im Normalfall sehen LuLs Schwarz meist als „böse“ Farbe und vermeiden daher auch, schwarze Kleidung zu tragen. Das gehört zu jenen dualistischen Wertungen, die nach einem Entweder-/Oder-Schema vorgehen (mit dem ich ja gar nicht kann, wie ich schon beschrieben habe). Für mich ist Schwarz zum Beispiel die Farbe der fruchtbaren Erde, der dunklen Geborgenheit des Mutterschoßes, und der Eindruck, der dadurch entsteht, daß Licht aller sichtbaren Wellenlängen vollständig aufgenommen wurde.

Übrigens: Licht und Liebe sind was Großartiges, finde ich – solange sie nicht als Rechtfertigung benutzt werden, sich vor den Schatten zu verschließen (die genauso zum Gesamtbild gehören) und in eine süßliche Idealvorstellung zu flüchten. Zum Abschluß gibt’s deswegen ein paar versöhnlich gemeinte Richtlinien für LuL-Faschisten, Ritual-Touristen und Initiations-Junkies:

  • Nur weil’s alt ist, heißt das noch lange nicht, daß es auch nach wie vor gültig sein muß!
  • Die höchste Autorität ist Deine eigene Wahrnehmung – was nicht heißt, daß die auch für andere zutreffen muß.
  • Dem, was Du in Wirklichkeit bist, kann nichts hinzugefügt und nichts genommen werden.
  • Du bist auch OK, wenn’s Dir mal nicht gut geht.
  • Du hast die Erlaubnis, Dein Leben zu genießen!
  • Hör auf zu suchen. Entspann Dich und hab Spaß.
  • Generalisierungen sind immer falsch ;-)!

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